Voller Einsatz für das Skivergnügen - Skipistenpräparierung in den Vinschger Skigebieten
Gelbe Lärchennadeln – Sonnenstrahlen lassen den ersten Schnee glitzern. Keine Kuhglocken hört man und keine Wanderer sieht man am Berg. Doch die scheinbare Ruhe trügt, unweit hört man tiefe, dumpfe Motorengeräusche großer Maschinen und Hammerschläge, die mit Wucht auf Eisen schlagen. Pistenarbeiter sind damit beschäftigt Vorbereitungen für die nächste Wintersaison zu treffen. Anders als in den Hotelanlagen kehrt nach der Sommersaison in den Skigebieten keine gespenstische Ruhe ein. Vor dem Saisonstart gibt es jede Menge Arbeit.
Egon ist mit seinem Arbeitstrupp mit schwerem Gerät am Werk. Die Rollen auf den Liftmasten, welche in wenigen Wochen das Tragseil halten und Skifahrer transportieren werden, müssen generalüberholt werden. „Das Südtiroler Seilbahngesetz, vorgelegt vom „alten“ Ingenieur des zuständigen Amtes, kombiniert die hohen Normen aus der Schweiz und Österreich“, meint Egon. Bis zu drei Tonnen schwer, werden sie von der Seilstütze gehoben. Nur an zugänglichen Stellen hilft dabei ein Lastwagen mit Kranaufbau die schweren Teile zu Boden zu bringen, ansonsten muss mit Seilzug, Umlenkrollen und Bergbauerntraktor gearbeitet werden. In der Lagerhalle wird die Rollenaufhängung in alle Teile zerlegt, die Rollengummis gewechselt, die bis zu 45 kg schweren Rollen poliert und die Bolzen von einer Spezialfirma auf Haarrisse und Schwachstellen durchleuchtet. Letztendlich muss das ganze Teil wieder zusammengebaut, auf der Stütze montiert und von den zuständigen Technikern mit Überlast kollaudiert werden. Bis die gesamte Überprüfung abgeschlossen ist, entstehen Kosten in Millionenhöhe.
Heinrich schaut mit breitem Lächeln im Gesicht, Mütze über den Haaransatz hochgeschoben und mit Dreitagesbart auf „seine“ Schneekanonen, die bei sonnigem Spätherbstwetter bei - 4° C und niedriger Luftfeuchtigkeit ihre Arbeit bestmöglich verrichten können. Seitdem der Filter der Zubringerleitung des Wassers gespült und alle Düsen der Schneekanonen gereinigt wurden, kann er im 24/7-Arbeitsmodus Schnee erzeugen. Er ist schon seit Jahren dabei und weiß daher, dass er den Moment gelassen nehmen kann, jetzt wo alles wie geplant läuft. Trotzdem drängt die Zeit, er schläft sogar mit einem Arbeitskollegen auf einer Hütte im Skigebiet, um alle paar Stunden eine Kontrollfahrt machen zu können.
Die Arbeit seiner Kollegen im Tal hingegen ist weniger entspannt. Sie haben zwar schon die Weidezäune und Sommerspielplätze abgebaut, heute ist jedoch ein Techniker der Seilbahnfirma angereist, um beim Wechseln des Spannseiles an der Talstation zu helfen. Dieser hat es eilig, in zwei Tagen soll er Seile in den USA in Park City spleißen. „Das Spannseil regelt die Spannung des Tragseiles einer Aufstiegsanlage. Dieses kann sich je nach Personenanzahl auch um mehrere Meter verschieben“, erklärt der „Spleißer“, wie er von den Liftarbeitern genannt wird. An etwas älteren Aufstiegsanlagen verrichten Betonklötze, die an das Spannseil befestigt sind, diese Arbeit, bei modernen Aufstiegsanlagen eine hydraulische Abspannung. Eberhard ist nach kurzem Krankenhausaufenthalt wegen seiner Bandscheiben wieder fit. Mit überdimensionalen Schraubschlüsseln und voller Konzentration ist er am Werk und lässt sich von nichts ablenken, um den 24-Tonnen- Betonklotz wieder an die Aufhängung zu schrauben.
Erst wenn alle gut 200 Schneekanonen und Schneelanzen der Skigebiete im Vinschgau ihre Arbeit verrichtet haben, die bis zu 500 PS starken Pistenraupen mit Glättebrett und Fräse feine Rillen auf die Hänge modelliert haben, werden noch die letzten Schutzprallmatten, Pistenbeschilderungen, Hinweistafeln, Schneestangen und Schutznetze montiert. Bleibt zu hoffen, dass auch der Winter Einzug hält und die Natur mit feinem Weiß bedeckt, dann steht dem Pistenvergnügen nichts mehr im Wege.